Mission Traumberuf: Berufsfindung in 7 einfachen, aber effektiven Schritten
- Regina Eder
- 21. Okt. 2021
- 9 Min. Lesezeit
"Und, weißt du schon, was du nach der Schule machen willst?"
Diese Frage hört man spätestens ab der neunten Klasse in Dauerschleife. Doch wer weiß tatsächlich schon mit 15, welcher Job der richtige für einen ist? In der Tat bin ich davon überzeugt, dass nur wenige Jugendliche "das Glück" haben, eindeutig für einen einzigen Beruf bestimmt zu sein. Die Mehrheit der Schüler steht mehr oder weniger unschlüssig vor der entscheidenden Frage, welchen Weg sie nach der Schulzeit einschlagen will. So viele Berufs-, Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten es inzwischen nach der Schule gibt, so schwer ist es, die richtige Entscheidung für sich zu fällen.

Doch wer oder was kann bei der Wahl des richtigen Berufs denn nun wirklich helfen?
Ich persönlich habe leider schlechte Erfahrungen mit Berufswahltests und sonstigem gemacht. Auch meine Eltern, Lehrer und Freunde konnten mir damals nicht wirklich gut weiterhelfen. Bei Recherchen im Internet verlor ich mich total in der riesigen Auswahl, weil ich einfach keine Ahnung hatte, wer ich sein und wie ich arbeiten möchte.
Hier sind wir schon beim springenden Punkt angekommen. Mit deiner Berufswahl entscheidest Du dich nicht nur dafür, wie du fünfmal wöchentlich für durchschnittlich acht Stunden deine Zeit verbringst. Du entscheidest dich automatisch für eine bestimmte Identität, also zum Beispiel als Handwerker, Frisör, Büroangestellte, Fitnesstrainer, Bankkaufmann, Modedesigner, Lehrer, Anwalt, Arzt, Steuerberater, Kindergärtner, usw.
Diese Identität bestimmt ab sofort dein Leben auf unterschiedlichen Ebenen: auf der gesellschaftlichen, moralischen, sozialen, finanziellen und Bildungsebene. Doch was bedeutet das konkret? Das möchte ich dir gerne anhand eines Beispiels erklären.
Nehmen wir einmal an, du entscheidest dich dafür, Arzt zu werden.
Das bedeutet, du musst einen gewissen Bildungsweg, nämlich Abitur und anschließend ein Studium, einschlagen. Nach Studienabschluss wirst du sehr gutes Geld verdienen, hast allerdings einige Jahre als Student mit wenig Einkommen zu überbrücken. Du wirst dich mit den gesetzlichen und moralischen Bestimmungen in diesem Berufsbild intensiv auseinandersetzen müssen, solltest bedenken, dass du mit unregelmäßigen Arbeitszeiten und viel Verantwortung sowie Druck zurechtkommen musst und du wirst automatisch in einem gewissen sozialen Umfeld, also wahrscheinlich mit vielen anderen Ärzten und Akademikern, verkehren. Dieses Umfeld beeinflusst wiederum dich in deiner Lebensweise, deinen Erfahrungen, Überzeugungen, was du denkst und wie du dich fühlst.
Es liegt also auf der Hand, dass du als Arzt anderes Wissen, eine andere Lebensweise sowie andere Erfahrungen, Überzeugungen, Wertevorstellungen, soziale Kontakte, finanzielle Mittel haben wirst, als wenn du eine Karriere als Einzelhandelskaufmann einschlägst.
Spätestens jetzt wirst du vermutlich auch von der Tragweite deiner beruflichen Entscheidung überzeugt sein. Doch das ist kein Grund zur Sorge, im Gegenteil. Ich finde es ist eine großartige Chance, sein Leben nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Doch genauso kann es natürlich passieren, dass man sich für einen Job entscheidet, der schlussendlich nicht den eigenen Vorstellungen, Überzeugungen, Stärken und Interessen entspricht. Um das zu vermeiden, habe ich für dich 7 einfache aber effektive Schritte ausgearbeitet, die dich sicher zu deinem passenden Beruf bringen.
Schritt 1: Entdecke dein Potenzial

Die Basis für die erfolgreiche Berufsfindung sollte immer die intensive Auseinandersetzung mit sich selbst und den eigenen Stärken, Talenten und Fähigkeiten sein.
Beantworte dir dazu am besten folgende Fragen:
Was machst du gerne? Was hast du auch in deiner Kindheit gerne gemacht?
Welche Hobbys hast du?
Bei welchen Aktivitäten vergisst du die Zeit?
In welchen Situationen fühlst du dich wohl, in welchen weniger?
Bist du lieber allein oder in Gesellschaft?
Verbringst du deine Zeit gerne drinnen, draußen in der Natur, vor dem Handy, Laptop,...?
Was fällt dir richtig leicht?
Welche Schulfächer liegen dir besonders gut?
Was denkst du, dass du besonders gut kannst bzw. worin bist du besser als die Menschen in deinem Umfeld? Notiere dir alle Stärken, Talente und Fähigkeiten, die dir einfallen.
Welche Stärken, Talente und Fähigkeiten sehen deine Eltern, Freunde, Bekannte, Verwandte bei dir?
Wofür wirst du oft gelobt?
Wobei bitten dich deine Freunde und Familie öfter um Hilfe bzw. Rat?
Nachdem du selbst all die Fragen so ausführlich wie möglich beantwortet hast, ist es wichtig, so viele unterschiedliche Leute wie möglich um ihre Einschätzung zu fragen. Lass jeden mindestens 3-5 Talente finden.
Wichtig: Beantworte alles schriftlich! Du wirst dir sonst nicht alles merken können und den Überblick verlieren! Mache bei sich wiederholenden Eigenschaften Striche dahinter, um die Stärke des Talents anschließend erkennen zu können. (Beispiel: Du selbst notierst dir eine gute Organisationsfähigkeit, auch deine Eltern, eine Freundin und deine Oma nennen dir jeweils diese Eigenschaft. Das bedeutet, dass du offensichtlich richtig stark im Organisieren bist und dies eine Kerneigenschaft von dir zu sein scheint. Das solltest du unbedingt in deinen künftigen Job mit einfließen lassen!)
Schritt 2: Werde dir bewusst über deine Erwartungen an den Traumjob

Nachdem du dich jetzt bereits besser kennengelernt hast und herausfinden konntest, worin deine Stärken, Talente und Fähigkeiten liegen, soll es nun um die entscheidenden Kriterien für deinen Traumjob gehen.
Das beinhaltet zum einen, was dir besonders wichtig ist in deinem Arbeitsumfeld, Tätigkeitsgebiet und den Rahmenbedingungen sowie zum anderen, was du auf keinen Fall in deinem Job haben möchtest.
Nimm dir am besten wieder ein leeres Blatt zur Hand und unterteile es in zwei Spalten.
Im Folgenden gebe ich dir einige Beispiele, welche Überlegungen du sowohl unter Do's als auch unter Don'ts anstellen könntest.
DO'S
worauf legst du viel Wert?
Womit möchtest du dich täglich beschäftigen?
Welche Tätigkeiten möchtest du ausführen?
Wie soll dein Arbeitsplatz aussehen?
Über welche Themen möchtest du nachdenken?
Welche beruflichen Ziele möchtest du erreichen?
Wie stellst du dir deine Kollegen vor?
Welche Einstellungen, Vorstellungen, Überzeugungen hast du bezüglich Arbeit?
Welche Rolle möchtest du im Beruf übernehmen?
Was würdest du machen, wenn du alles sein könntest und niemand Erwartungen an dich hätte?
DON'TS
Welche Eigenschaften darf dein Traumjob auf gar keinen Fall haben?
Mit welchem Typ Mensch kannst du bei Arbeitskollegen und Vorgesetzten nicht gut umgehen?
Welche Tätigkeiten und Aufgaben magst du gar nicht?
In welchen Situationen fühlst du dich unsicher und unwohl?
Mit welchen Themen möchtest du dich nicht beschäftigen? Was langweilt oder nervt dich sogar?
Beispiele: Geregelte Arbeitszeiten, Schichtdienst, freie Zeiteinteilung, hohes Gehalt, etwas Sinnvolles tun, viel oder wenig Menschenkontakt, Abwechslung, Sicherheit, Kreativität, gesellschaftliches Ansehen, Herausforderungen, Reisen, Bewegung, sitzende Tätigkeit vor dem Bildschirm, Sport, Ernährung, gute Organisation, Büro oder handwerkliche Tätigkeit, räumliches Denken, Kalkulationen, Analysen, Texte schreiben, Kommunikation, Teamarbeit, selbstständiges Arbeiten, Menschen helfen, beraten, organisieren, Mitarbeiterverantwortung, Verbesserungsvorschläge einbringen, Ergebnisse und Ziele erreichen, viel Handlungsspielraum, Vertrauensverhältnis zwischen Chef und Mitarbeitern, ...
Schritt 3: Trage deine eigenen Jobideen und die deines Umfelds zusammen

So, jetzt haben wir uns intensiv mit dir, deinen Stärken, Fähigkeiten und deinen Erwartungen an deinen künftigen Traumjob beschäftigt.
Nun versuchen wir endlich, aus all den gesammelten Informationen den für dich passenden Job zu finden. Lege dir ein neues Blatt Papier zurecht und beginne, alle Berufe zu notieren, die dir einfallen UND für die du dich interessierst.
Sobald dir selbst nichts mehr einfällt, befrage wieder dein Umfeld, welcher Job ihrer Meinung nach zu dir passen könnte. Befrage so viele Personen wie möglich und schreibe jeden einzelnen Vorschlag auf. Vielleicht kannst du sogar in Erfahrung bringen, aus welchem Grund sie genau den Beruf für dich vorschlagen. Welche Eigenschaft hast du ihrer Meinung nach, dass du für den Job geeignet zu sein scheinst?
Du darfst gespannt sein, was dabei alles rauskommt! Das Entscheidende ist, dass du bei diesem Schritt offen für die Vorschläge und Ideen deines Umfelds bist. Alles kann, nichts muss. Sei dankbar für die Mühe deiner Mitmenschen!
Schritt 4: Internet- und Detailrecherche

Nachdem du deine eigenen Jobideen und die deines Umfelds zusammengetragen hast, wollen wir mal deinen Horizont erweitern.
Die meisten Menschen greifen beim Thema Berufsfindung auf ihre eigene Erfahrung und ihnen bekannte Berufe zurück. Doch wer sagt, dass dein Traumjob bereits da dabei ist?
Deshalb ist es wichtig, dass du ordentlich im Internet recherchierst, welche Jobs es noch gibt. Du wirst sicherlich auf ganz neue und spannende Ideen kommen, die dir so nie in den Sinn gekommen wären.
Suche je nach deiner schulischen Vorbildung und deiner Wunschkategorie nach Studiengängen oder Ausbildungen. Du wirst feststellen, dass es ganz viele Seiten dazu gibt, die alle aktuellen Studien- und Ausbildungsmöglichkeiten aufführen. Setze am besten so wenig Filter wie möglich, damit du nichts aus Versehen ausschließen kannst. Lass dir bei diesem Schritt ruhig Zeit und recherchiere so ausführlich wie möglich. Ergänze deine Liste um all die Ideen, die dich im ersten Moment ansprechen, warum auch immer. Zu diesem Zeitpunkt sammelst du einfach alles Interessante, ohne groß auszusortieren.
Versuche auch gleich so viele Informationen wie möglich über die einzelnen Berufe herauszufinden. Es gibt super YouTube Videos, in denen Auszubildende oder Angestellte ihr Tätigkeitsfeld und ihre Firma vorstellen oder unzählige Internetseiten, über die du genaue Infos zu den einzelnen Jobs einholen kannst. Um noch den Überblick zu behalten, kannst du dir zu jedem Beruf, der dich interessiert, die wichtigsten Pros und Kontras notieren.
Ich weiß, dieser Schritt ist mit viel Mühe, Zeit und Aufwand verbunden, aber du wirst sehen, er bringt dir ganz neue Möglichkeiten und es lohnt sich! Hab einfach Spaß dabei herauszufinden, was es denn alles so gibt und wie die Leute ihr Geld verdienen.
Schritt 5: Priorisiere und sortiere deine Jobliste

Du hast nun genügend recherchiert und hoffentlich ganz viele spannende Tätigkeiten entdeckt. Jetzt ist es an der Zeit, Ordnung in deine Liste(n) zu bringen.
Wenn du gute Vorarbeit geleistet hast, kannst du jetzt deine Liste mit deinen Stärken, Interessen und Vorstellungen auf der einen Seite bereitlegen und auf der anderen Seite hast du eine ausführliche Auflistung aller für dich interessanten Jobs mit ihren Pros und Kontras.
Um aus dieser vermutlich langen Jobliste die für dich wirklich passenden Berufe herauszufiltern, musst du jetzt überlegen, welcher Job dich einfach nur im ersten Moment begeistert hat und welcher auch wirklich deinen Erwartungen und Talenten gerecht wird. Dazu ist es allerdings notwendig, dass du bereits wichtige Informationen und Details über jeden Beruf herausfinden konntest. Ansonsten kannst du das noch schnell nachholen.
Gehe jetzt Job für Job durch, frage dich:
1. welche Stärken und Fähigkeiten muss man dafür mitbringen?
2. hast du diese bzw. kannst du dir vorstellen, diese noch zu erwerben?
3. welche do's und don'ts waren dir in Schritt 2 besonders wichtig und welche davon erfüllt dieser Job?
Je nachdem, wie deine jeweiligen Antworten ausfallen, kannst du den Beruf von deiner Liste streichen oder er hat sich qualifiziert für Schritt Nr. 6.
Am Ende von Schritt 5 solltest du dich auf maximal drei bis fünf Jobs festgelegt haben, die am ehesten deinen Talenten, Fähigkeiten, Interessen, Vorstellungen, beruflichen Zielen und Erwartungen entsprechen.
Schritt 6: Suche das Gespräch mit Personen, die in den ausgewählten Berufen arbeiten

Wow, toll dass du es bis hierhin geschafft hast! Da hast du sicherlich 80% der Leser:innen etwas voraus.
So, jetzt aber nicht nachlassen auf der Zielgeraden, es geht weiter mit dem nächsten Schritt in Richtung Traumberuf! Nachdem du dich jetzt auf maximal fünf Jobs festgelegt hast, die du noch genauer kennenlernen willst, ist es jetzt an der Zeit, mit Leuten zu sprechen, die genau in diesen Jobs arbeiten.
Du konntest jetzt zwar vermutlich schon einige Details über die Tätigkeit, die Rahmenbedingungen usw. herausfinden, aber das reicht nicht. Du willst ja schließlich sicher sein, dass der Beruf der Richtige für dich und kein Griff ins Klo ist.
Also, geh jetzt auf die Suche nach Personen, die in den Berufen arbeiten und denen du beispielsweise folgende Fragen stellen kannst:
was gefällt dir an deinem Job? Was gefällt dir nicht?
welche Vor- und Nachteile haben der Job?
welche Stärken, Talente, Fähigkeiten und Eigenschaften sollte man für diesen Job mitbringen?
welche Hobbys, Interessen, Vorstellungen, Ziele und Vorlieben hat die befragte Person?
passt das einigermaßen mit deinen eigenen Interessen, Vorstellungen, Eigenschaften zusammen?
welche Aufgaben fallen im Arbeitsalltag an?
wie sehen der Arbeitsplatz, die Arbeitszeiten, das Gehalt, alle sonstigen Rahmenbedingungen aus?
wie ist das Arbeitsumfeld? Gibt es viele oder wenig Kollegen, viel oder wenig Kundenkontakt?
was vermisst die Person in ihrem Job?
was macht den Job für die Person so besonders?
Das waren einige Fragen, die ich persönlich stellen würde, aber natürlich kannst du dir selbst Gedanken machen, was dich denn eigentlich genau interessiert und welche Informationen du benötigst, um den passenden Beruf für dich zu erkennen.
Ich würde dir auch empfehlen, dich mit den Ansprechpersonen direkt zu treffen oder zumindest mit ihnen zu telefonieren. Im Gespräch können nochmal ganz andere Fragen entstehen als per Email oder WhatsApp.
Schritt 7: Just try it!

Respekt! Du hast es bis zum letzten Schritt geschafft und meinst es offensichtlich wirklich ernst mit dem idealen Beruf für dich. Vielleicht haben wir hier gleich schon ein paar wichtige Eigenschaften von dir: Durchhaltevermögen, Ausdauer, Disziplin und Eigenverantwortung.
Hat ein oder mehrere Jobs alle vorangehenden Schritte bestanden und dein ehrliches Interesse geweckt, bist du bereit für den finalen Schritt in Richtung Traumberuf:
EINFACH AUSPROBIEREN!
Erst wenn du selbst erlebt hast, wie es ist in dem Beruf zu arbeiten und du dir einen persönlichen Eindruck von den Kollegen, Tätigkeiten, Rahmenbedingungen und Eigenschaften machen konntest, hast du eine gute Chance, dass du dich tatsächlich in dem Job wohlfühlen wirst.
Du wirst nie eine Garantie haben, die gibt es einfach nicht. ABER du kannst dir vorab genau ansehen, in welcher Identität du leben wirst, wenn du dich erst einmal für den Beruf entschieden hast. Schau dir alles genau an, stelle Fragen, lass die Leute und den Ort auf dich wirken. Ist es das wirklich, was du dir für dich wünschst? Sind sich dein Herz und dein Verstand einig? Nur wenn du zu 100% ehrlich zu dir selbst bist, wirst du das Richtige für dich finden.
Und wenn ich ehrlich zu dir bin, muss ich dir sagen, dass es manchmal einfach keine Autobahn auf Anhieb zum Traumberuf gibt. Manche brauchen Umwege und schmale Pfade, bis sie irgendwann im passenden Job ankommen, in dem sie ihr volles Potenzial entfalten können. So war es zumindest bei mir und ich habe mir meinen Job als Jugendcoach selbst so erschaffen, wie er für mich perfekt ist. Ja, auch das ist möglich! Wenn du da draußen noch nicht den für dich perfekten Job gefunden hast, kannst du dir einfach selbst deinen Traumjob kreieren!
Wenn du dich aber an die 7 Schritte hältst, kann deine Wahl auf jeden Fall keine Vollkatastrophe sein :-)
Ich wünsche dir ganz ganz viel Spaß, Erfolg und Erfüllung in deinem Traumjob und dass du dein einzigartiges Potenzial voll entfalten kannst.
Erschaff dir ein kompromisslos heldenhaftes Leben!
Dein Wandelhelden-Coach,
Regina
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